Liebeserklärung
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Liebeserklärung an ein altes Haus oder was Frank Caspar zur Erhaltungskur bewog

03ReetdachausDem alten Haus an der Dorfstraße sieht man das Alter an. Ca. 200 Jahre haben Generationen unter dem Strohdach gewohnt. Jetzt ist es zerzaust, und die Fassade bröckelt. In den Räumen ist es still geworden. 

02ReetdachausSeit die letzte Bewohnerin verstorben ist, altert das Haus noch schneller. Nur wenn der Rosenstrauch im kleinen Blumengarten blüht oder der Schnee sich im Strohdach festsetzt, ist es noch immer ein beliebtes Fotomotiv.

01ReetdachausAuch mit der löchrigen Fassade und dem undichten Dach ist es ein Bild dörflicher Idylle, das Geborgenheit und Gemütlichkeit ausstrahlt.

Und doch war der zunehmende Verfall des Bauernhauses nicht zu übersehen. Wie sollte er gestoppt werden? Eine Bauruine im Dorfzentrum störte. Abreißen und neu bauen, hieß es oft im Gespräch, aber das 200-jährige Haus stand unter Denkmalschutz, der es, wie der Name sagt, vor dem Abriss schützte.

04ReetdachausDann gab es eines Tages, wie schon oft in der Geschichte des Hauses, einen Besitzerwechsel. Die zuständige Erbengemeinschaft verkaufte es an den Reetdachdecker Frank Casper aus Plate. Das war ein Glücksfall, denn mit dem neuen Besitzer zog wieder Leben in die Gemäuer. Seit Monaten wird hier gebohrt, geklopft und gehämmert.

05ReetdachausDie Dachdecker, sie kommen alle aus unserem Amtsbereich, wollen die neue Reetmütze noch vor dem Winter fertig haben. Sie arbeiten nach alter Technik mit Nadel, Draht und Klopfwerk – saubere Handwerksarbeit, die von manchem Vorübergehenden bewundert wird. Auch das Fachwerk wird neu ausgefüllt, alte Mauersteine finden dabei wieder Verwendung.

06ReetdachausBis zum Jahresende, so sagt uns Frank Casper, soll durch Dach, Fassade, Fenster und Türen das Haus vom Äußeren her gesichert und damit vor weiteren Schäden geschützt werden. Dann bleibt noch viel zu tun, um das Innere wieder herzurichten. So, wie es einmal war, sollen wieder zwei Mietwohnungen entstehen. Und auch sonst soll nichts groß verändert werden. Viel Arbeit und auch finanzielle Mittel sind nötig, um das begonnene Werk zu vollenden.

07ReetdachausWas reizte den neuen Besitzer daran, sich diesem Zwang auszusetzen? Frank Caspers Antwort kam, ohne zu zögern. „Für das Haus tue ich es. So ein Haus kann man nicht einfach abreißen. Es ist ein schönes altes Bauernhaus. Gehört zum Dorf, passt ins Dorfensemble und ist ein Stück unserer mecklenburgischen Geschichte.“

08ReetdachausMan merkt es dem Bauherren an, dass er von solch einem Projekt besessen ist. Gewiss war es auch diese Liebe zu alten Bauernhäusern, die den gelernten Elektriker mach der Wende dazu brachte, zum Reetdachdecker umzuschulen und fortan vielen alten Häusern aufs Dach zu steigen. Er wiederholte noch einmal: „Mir ging es um das Haus. Geld ist damit nicht zu verdienen.“ Vom Denkmalschutz fließen zwar Fördermittel, aber die Möglichkeiten sind wie überall beschränkt.

Der Einsatz für die Dorferneuerung wird in dies09Reetdachausem Fall nicht, da immer nur einmal belohnt. Frank Casper hat diese Mittel schon beim Bau seines Bauernhauses in Plate ausgeschöpft. Was nicht ganz einleuchtet, denn neue Initiativen müssen doch auch neu gefördert und unterstützt werden.

Die Arbeit drängt. Auch Frank Casper lässt sich durch unser Gespräch nicht lange davon abhalten, aber er gibt zu, dass es ihn freut, wenn seine Arbeit auch in der Gemeinde Interesse und Anerkennung findet.

Quelle: Text - Banzkower LewitzKurier, Nummer 103, November 2001, Seite 3, Helga Dähn, Fotos -  © F. Casper)

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Impressionen vom restaurierten Reetdachhaus, © F. Casper, K.-G. Haustein


Impressionen von der Erhaltungskur des alten Bauernhauses, © F. Casper

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